Der Alltag dieser Menschen ändert sich: Technologische Innovationen, digitale Vernetzung, unterschiedliche Lebensentwürfe, der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine wachsende Vielfalt der Beschäftigungsformen sind neue Herausforderungen. Mittlerweile arbeiten in vielen Familien beide Partner, und es besteht das Bedürfnis, die beiderseitige Berufstätigkeit mit dem familiären Alltag in Einklang zu bringen. Viele benötigen übergangsweise mehr freie Zeit für die Pflege von Kindern und Eltern oder um sich weiterzubilden. Flexiblere Arbeitszeiten können hier eine große Hilfe sein.
Beschäftigte dürfen aufgrund der zeitweisen Reduzierung ihrer Arbeitszeit aber nicht das Recht verlieren, zu einem späteren Zeitpunkt wieder Vollzeit zu arbeiten. Deshalb halte ich die befristete Verringerung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden pro Woche für einen geeigneten und zeitgemäßen Vorstoß, um den Bürgerinnen und Bürgern ein selbstbestimmteres Arbeiten zu ermöglichen.
Hinsichtlich des Fachkräftemangels gilt in diesem Zusammenhang Folgendes: Wer qualifizierte Beschäftigte langfristig halten will, muss ihnen Arbeitsbedingungen bieten, die mit ihrer Lebenswirklichkeit zusammenpassen. Andernfalls werden sich diese Arbeitnehmer für sie passende Arbeitsplätze im Ausland suchen, und das wollen wir nicht. Letztendlich ist es auch im Interesse der Unternehmen, wenn ihre Beschäftigten die Balance zwischen Arbeits- und Freizeit herstellen und gerade deshalb gute Arbeit abliefern können. Dafür brauchen wir eine neue Partnerschaft auf dem Arbeitsmarkt, denn nur gemeinsam bringen wir unser Land voran! Bessere Arbeitsbedingungen nützen nicht nur den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, sondern auch den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Wer gute Arbeit hat, ist zufrieden. Und wer zufrieden und ohne existenzielle Sorgen ist, kann sich intensiv auf die Arbeit konzentrieren.
Um aber tatsächlich für den Mangel an qualifizierten Fachkräften gewappnet zu sein, brauchen wir endlich ein Einwanderungsgesetz. So könnten nämlich Arbeitskräfte aus Drittstaaten entsprechend den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes gezielt in die Bundesrepublik einwandern.Erschienen als „Bericht aus Berlin“ in der Eckernförder Zeitung am 10.01.2018 zur Fragestellung: „28-Stunden-Woche – weniger Arbeit bei Teil-Lohnausgleich: Ist das der richtige Weg zu effektiven und auskömmlichen Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland?“.