Trotzdem ist z. B. der Bau neuer Windräder an Land fast zum Erliegen gekommen. Im ersten Halbjahr 2019 errichteten Windparkbetreiber nur 35 Rotoren in der gesamten Bundesrepublik – eigentlich müssten es 1.000 bis 1.500 Anlagen jährlich sein. Wesentlicher Grund dafür ist, dass nicht ausreichend Flächen für den Bau von Windanlagen ausgewiesen werden und dass die Genehmigungsverfahren viel zu lange dauern. Vor allem Unions-geführte Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und Bayern spielen dabei eine besonders unrühmliche Rolle, z. B. mit hohen Abstandsregelungen. Das reduziert die geeigneten Flächen enorm. Und Schleswig-Holstein hat den Status als Energiewendeland Nr. 1 verloren, seit CDU, Grüne und FDP das Land regieren. Zum ersten Mal seit den 80er Jahren hat sich die Zahl der Windkraftanlagen in unserem Land verringert. Die Politik der Jamaika-Koalition hat die Branche der regenerativen Energiewirtschaft schwer beschädigt.
Wir streben an, dass sich Bund und Länder auf gemeinsame verbindliche Strommengen- und Flächenziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien verständigen und dies gesetzlich verankern. Dies muss auch für Bayern und Baden-Württemberg gelten, wo bis heute kaum Rotoren stehen.
Weiter muss der dringend erforderliche Ausbau der Stromnetze, die den Strom von den Offshore- und Onshore-Windparks im Norden in die Verbrauchszentren im Süden transportieren, wie geplant umgesetzt werden. Und wir benötigen ein engmaschiges Stromnetz, vor allem auf den unteren Spannungsebenen. Denn mit der Energiewende wird sich die Stromerzeugung in Deutschland grundlegend ändern – weg von den Großkraftwerken, hin zu kleineren Anlagen, die Strom dezentral erzeugen.
Last but not least müssen Städte und Gemeinden besser an den finanziellen Erträgen der Windparks beteiligt werden. Das könnte die Akzeptanz entscheidend erhöhen, ebenso wie eine echte Bürgerbeteiligung samt Aufklärung und Moderation.
Um Lösungen für den stockenden Ausbau der Windenergie zu finden, hatte Bundeswirtschaftsminister Altmaier in der letzten Woche zu einem „Windgipfel“ geladen. Konkrete Ergebnisse gab es jedoch nicht. Auch das muss sich ändern.
Erschienen in der Eckernförder Zeitung am 13.09.2019 als „Bericht aus Berlin“ zur Fragestellung: „Weitgehender Stillstand beim Ausbau der Windenergie: Regenerative Energie ja, aber ein Windpark vor der Tür nein – wie lautet die Erfolgsformel?“