Hallo,
hier ist nun schon mein viertes Update und mein drittes, was ich hier in den USA schreibe. Ich habe mich super eingelebt und unternehme viel mit Freunden und meiner Familie, vor allem jetzt, wo die ganzen Feiertage anstehen. Mittlerweile habe ich mich so an das Englischsprechen gewöhnt, dass ich mehr Probleme habe Deutsch zu reden oder zu schreiben, als auf Englisch.
Dieser Bericht wird über den Monat November sein, hier habe ich einiges unternommen. Aber nochmal zum Anfang. Wie vielleicht in den deutschen Nachrichten berichtet wurde, gab es Anfang November einen Amoklauf an einer Kalifornischen Schule. Ich wollte einmal die Sicht von hier kurz erklären. Hier wurde darüber berichtet und alle Nachrichten haben live zugeschaltet. Aber im Großen und Ganzen war es – zumindest hier in meiner Umgebung und was ich so mitbekommen habe – kein großes Ding, wie es vielleicht in Deutschland gewesen wäre. Hier passiert nämlich fast jedes Jahr ein Amoklauf an einer High School. Es gab sogar Schüler*innen, die es gar nicht mitbekommen haben.
Ein anderes Beispiel, welches aufzeigt, wie unterschiedlich Deutschland und die USA sein können ist, dass es hier öfter mal zu einem Stromausfall kommt. Seitdem ich hier bin gab es schon zwei Stromausfälle. Da es hier nicht unüblich ist, gibt es sogar extra eine Hotline, die man anruft und Bescheid gibt, wo es keinen Strom gibt. Meine Gastfamilie hat zum Glück einen Generator, sodass zumindest noch das Licht funktioniert, wenn der Strom ausfällt. Es war für mich trotzdem eine seltsame Situation.
In der Schule hatte ich auch meinen ersten Hurricane/Tornado-Drill (= Übung). Da in Atlanta vor ein paar Jahren ein Tornado eingeschlagen ist, werden so Verhaltensweisen für den Notfall geübt. Bei einer Tornadoübung wird eine Durchsage gemacht, dass ab jetzt Tornado- Warnung ist. Von da an müssen sich alle Schüler vom Fenster fernhalten und sich unter die Tische setzen (was hier etwas komplizierter ist, da die Stühle mit den Tischen verbunden sind und der Tisch nicht wirklich groß ist). Es wurden zudem das Licht ausgeschaltet und die Türen geschlossen. Für mich war das eine sehr komische Situation. Ebenfalls mindestens einmal im Monat gibt es einen Feuer-Probealarm.
Vom 18.11 bis zum 22.11 fand die sogenannte IEW (International Education Week) statt. Innerhalb dieser IEW-Woche präsentieren am Austausch Interessierte und Austauschschüler*innen etwas über das eigene Heimatland und die Kultur. Dabei ist es egal, auf welche Art und Weise die Präsentation gehalten wird. Es ist auch eine der Voraussetzungen für das PPP. Ich habe mich dazu entschieden eine Präsentation zu machen. Da mein High School ein zweiwöchiges Austauschprogram mit einem Gymnasium in Nürnberg hat, konnte ich meine Präsentation in der Gruppe halten, die nächstes Jahr nach Deutschland gehen wird. Alle dort waren sehr aufmerksam und haben nach der Präsentation Fragen gestellt. Ich habe ebenfalls mit dem Lehrer gesprochen und ihm angeboten, dass ich der Klasse etwas Deutschunterricht geben kann. Denn meine High School bietet zwar einen Austausch mit Deutschland an, aber es gibt keine Deutschlehrer und somit auch keine Deutschkurse.
In der Schule habe ich auch schon an zwei Ausflügen teilgenommen. Ein Ausflug war mit einer Fachgruppe. Wir sind zu einem College in die Bibliothek gefahren und haben Recherche- Aufgaben bekommen. Der andere Ausflug fand mit dem gesamten 11. Jahrgang statt. Wir sind zu einem Shakespeare -Theaterstück gefahren. In diesem Jahrgang sind so viele Schüler*innen, dass wir fünf Busse benötigten, um ins Theater zu fahren (meine High School hat 1.400 Schüler*innen in vier Jahrgängen). Mir haben beide Ausflüge sehr viel Spaß gemacht. Vor allem das Theaterstück, da es umgeschrieben wurde und extra für Schüler*innen in „normalem“ Englisch aufgeführt wurde, damit es einfacher zu verstehen ist.
Mitte November hatte eine Freundin von mir Geburtstag. Ich wurde ich auf ihre Geburtstagsfeier eingeladen. Zufälligerweise habe ich dort ein Mädchen kennen gelernt, welches auch reitet. Sie hat mich daraufhin eingeladen mit ihr in den Stall zu fahren. Ein paar Tage später habe ich dies auch gemacht. In diesem Stall gibt es eine bestimmte Regelung: Für ein paar Stunden Unterstützung im Stall, ist es möglich eines der Schulpferde zu reiten. Somit habe ich nun die Möglichkeit wieder regelmäßig zu reiten, was ich hier in einer Großstadt gar nicht erwartet habe!
In der letzten Woche im November war Thanksgiving. Ich habe mich mit meiner Gastmutter dazu entschieden in unserer Nachbarschaft Geld einzusammeln und dieses Geld dann zu benutzen, um bedürftigen Familien einen „Thanksgiving Korb“ mit allen Lebensmitteln, die man für ein typisches Thanksgiving Essen gebrauchen könnte, zusammenzustellen. Wir haben Lebensmittel für insgesamt fünf Körbe gekauft und am Tag vor Thanksgiving zu meiner Schule gebracht, da diese alles organisiert hat.
Mein Thanksgiving war sehr schön. Es war mein erstes Thanksgiving und ich wusste nicht so wirklich was mich erwartet. Da Familienmitglieder zu uns nach Hause gekommen sind, haben wir morgens sehr viel aufgeräumt und alles vorbereitet. Um 17:00 Uhr ging es los. Wir waren insgesamt sieben Personen, da der Rest der Familie in anderen Staaten wohnt. Wir haben sehr viel gegessen, unter anderem den berühmten Truthahn, Kartoffelbrei, Gemüse (Mais, Karotten, Grünkohl), „Stuffing“ oder hier sagt man auch „Dressing“ dazu (das ist Brot in kleinen Würfeln mit Zwiebeln, Nüssen, Kirschen, zusammen als eine Art Auflauf gebacken). Nach der Hauptmahlzeit haben wir eine Art „Tabu“ auf Englisch gespielt. Dies war für mich etwas schwierig, da ich oftmals die Sprichwörter oder Vokabeln nicht kannte. Es war trotzdem sehr lustig einfach mit der Familie zusammen zu sitzen. Wir haben sehr viel gelacht. Gegen Abend wir Pies gegessen. Wir hatten drei verschiedene Pies: Pumkin, Nutmeg and Cream und Pecan Pie. Alle haben super lecker geschmeckt. An diesem Tag habe ich viel zu viel gegessen.

Im Dezember steht viel an. Als allererstes bin ich am 6.12. genau 100 Tage hier in den USA. Unvorstellbar, wie schnell die Zeit hier vergeht. Da bei uns das Halbjahr zu Weihnachten endet und wir somit „Final Exams“ haben, ist es in der Schule sehr stressig und auch ich habe viel zu tun (Final Exams sind Klausuren, die zu 20% in die Gesamtnote eingehen). Außerdem steht Weihnachten vor der Tür, ich werde zu einem Football Spiel fahren und auch über Silvester verreisen. Ich bin schon sehr gespannt, alles zu erleben und dann hier zu berichten.
Viele Grüße
Melissa