Heute habe ich die Beratungsstelle !Via für Frauen und Mädchen in Eckernförde besucht, die auch eine Zweigstelle in Rendsburg hat. Der Verein wurde 1979 gegründet und beschäftigt seit 1988 hauptamtliche pädagogische Mitarbeiter*innen. Das Angebot ist vielfältig. So gibt es neben dem Mädchentreff „Wilde Via“ auch Schwangerschaftskonfliktberatungen, Hilfe im Umgang mit häuslicher Gewalt und Unterstützung für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund. !Via ist eine anerkannte Trägerin der freien Jugendhilfe und wird durch das Land Schleswig-Holstein, den Kreis Rendsburg-Eckernförde und die jeweiligen Städte finanziell gefördert.
Mich interessierten vor allem die Veränderungen und Beeinträchtigungen durch Corona vor Ort. Die beiden Mitarbeiterinnen berichteten mir, dass es am Anfang der Corona Beschränkungen kaum Anfragen gab, allerdings nach ein paar Wochen die Zahl in die Höhe schnellte. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ein Grund ist sicher, dass die Frauen sich nicht unbeobachtet an die Stelle wenden konnten und durch die Betreuung ihrer Kinder zeitlich eingeschränkter waren. Dafür wurde durch !Via extra eine Telefonberatung eingerichtet, die auch viele Frauen genutzt haben. Die Möglichkeiten der anonymen, telefonischen Beratung haben gerade bei heiklen Themen wie der Schwangerschaftskonfliktberatung dazu geführt, dass die Frauen sich besser öffnen und freier über ihre Situation berichten konnten. Daher wäre es sinnvoll, auch künftig neben den sonst persönlichen Terminen weiterhin ein telefonisches und ein Online-Angebot anzubieten und dieses auszubauen. Denn durch Corona wurde noch einmal verstärkt deutlich, mit welchen Problemen Frauen auch heute noch täglich konfrontiert werden. Umso wichtiger ist die direkte Unterstützung durch Organisationen wie !Via, um Frauen bei den Themen Trennung, Isolation und Einsamkeit, Gewalt durch den Partner oder Beratung bei Schwangerschaften nicht allein zu lassen. Auch der regelmäßige Mädchentreff ist ein wichtiger Anlaufpunkt, der während Corona zuerst durch eine WhatsApp-Gruppe ersetzt wurde und nun allmählich unter bestimmten Hygienevorschriften wieder in Kleingruppen stattfinden kann.
Besuche wie bei !Via zeigen deutlich, dass solche Angebote wichtiger denn je sind. Mein größter Respekt geht an alle Mitarbeiter*innen, die in Zeiten von Corona, aber auch außerhalb davon, immer für die Mädchen und Frauen da sind und nach allen Möglichkeiten versuchen, eine ständige Erreichbarkeit und Unterstützung zu gewährleisten. Daher fordere ich, dass diese Arbeit auch weiterhin gefördert und finanziell abgesichert wird. Das Angebot, gerade im Online-Bereich und als Telefonberatung, muss auch nach Corona weiterhin bestehen bleiben und am besten noch ausgebaut werden. Ich teile die Einschätzung der Mitarbeiter*innen, dass sich viele Probleme durch die Krise noch verstärkt haben und die langfristigen Folgen jetzt noch nicht absehbar sind. Gerade deshalb ist es wichtig, weiterhin im Austausch zu bleiben. Gesetzlich sollte debattiert werden, ob die Paragraphen 218 und 219 StGB noch zeitgemäß sind. Diese verlangen eine persönliche Beratung bei einem Schwangerschaftsabbruch, die vor Ort stattfinden muss. Hier sollte die Präsenzpflicht abgeschafft werden, um es Mädchen und Frauen zu ermöglichen, anonymer und offener, beispielsweise durch telefonische Beratung, Hilfe zu bekommen.

