Am Mittwochmorgen hatte ich ein Online-Gespräch mit Melissa Baber, die im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) für ein Jahr nach Amerika gegangen ist – bis ihr Corona in die Quere kam. Melissa musste leider ein paar Monate früher zurück als geplant, steht aber weiterhin in gutem Kontakt mit ihrer Gastfamilie, die sie bald noch einmal besuchen will.
Doch bevor sie aus Deutschland aufbrechen konnte, gab es einen längeren Bewerbungsprozess. Für Melissas Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde ist die Organisation „YFU Deutsches Youth For Understanding Komitee e. V.“ zuständig. Dort werden die Unterlagen eingereicht, geprüft, und bei erfolgreicher Sichtung eine Gastfamilie vermittelt. Melissa sagt, sie habe keine Fotos des Hauses bekommen, sondern nur eine Adresse, mit der sie das Haus auf GoogleMaps sehen konnte. Vor Ort war sie völlig überrascht, dass sie eine eigene Etage mit Wohnzimmer bekam. Mit ihrer Familie verstand sie sich sehr gut und begleitete sie sogar über Weihnachten zu Verwandten nach Chicago. Ansonsten besuchte sie viele Orte in ihrer Umgebung. Besonders gefallen haben ihr die Apfelplantagen in Asheville (North Carolina) und ein Schloss, welches an das der Serie „Downton Abbey“ angelehnt war.
Das Schulsystem in Amerika ist in vielerlei Hinsicht anders als bei uns. Melissa durfte ihre Kurse aussuchen und an ihr eigenes Niveau anpassen. Sie belegte Kurse wie Spanisch, Mathe oder auch Personal Skills, bei dem die eigenen Stärken im Vordergrund standen. Einen Schulsprecher oder eine Schülervertretung wie bei uns gibt es nicht, allerdings viele Komitees, die sich um die Organisation verschiedener Events, wie dem Abschlussball oder Homecoming, kümmern. Als Freizeitaktivitäten können zu jeder Jahreszeit unterschiedliche Sportarten belegt werden, im Herbst zum Beispiel Volleyball.
Die Betreuung vor Ort wurde durch einen Local Coordinator gestaltet, insgesamt drei Treffen mit anderen Teilnehmer*innen waren geplant. Leider hat nur ein Treffen stattfinden können, das zweite wurde online abgehalten und das letzte fiel wegen Corona aus. Als parlamentarische Jugendvertreterin hat sie auch Washington besucht und konnte dort mit Senator*innen und deren Mitarbeiter*innen sprechen.
Während Corona wurde ihre Schule auf Homeschooling umgestellt. Ihre Gasteltern arbeiteten zuvor als Hausmanager und Sekretärin, beide haben durch Corona ihre Jobs verloren. Anders als bei uns gibt es im amerikanischen System aber keine Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder BAföG. Auch die Arbeitsverträge werden individuell gestaltet, und es existiert kein Mindestlohn.
Melissa hat ihre Zeit in den USA sehr genossen. Sie würde diese Erfahrung jederzeit wieder machen wollen und möchte möglichst bald zurück. Aber bevor das Reisen wieder sicher ist, will sie Arbeitserfahrungen sammeln und ihren Führerschein machen.