Höchste Priorität

In diesem Jahr gibt es den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) seit 125 Jahren. Leider mussten die geplanten Feierlichkeiten wegen der Corona-Pandemie verschoben werden, und auch sonst geht es dem Jubilar nicht besonders gut.

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Im April 2020 haben – verglichen mit dem Vormonat – rund 25 Prozent weniger Schiffe den NOK befahren, bei den Ladungsmengen gab es ein Minus von 29 Prozent.

Das hat natürlich damit zu tun, dass coronabedingt die Umschlagsaktivität in den Häfen der Nord- und Ostsee nachgelassen hat. Aber auch die dramatisch gefallenen Preise für Schweröl führen dazu, dass Schiffe die Skagenroute wählen und lieber die Kanalgebühren sparen.

Und noch eine schlechte Nachricht: Die neue fünfte Schleusenkammer in Brunsbüttel soll jetzt frühestens 2026 nutzbar sein. Ursprünglich war die Freigabe für den Herbst dieses Jahres geplant. Und auch die Bürgerinnen und Bürger, die tagtäglich auf die Nutzung des Rendsburger Kanaltunnels angewiesen sind, hätten einiges zum Thema „Bauverzögerung“ zu erzählen …

Trotz aller Hiobsbotschaften gilt: Der NOK stellt die kürzeste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee dar, ist also wesentlich umweltfreundlicher als die Skagerrak-Route. Zusammen mit dem Hamburger Hafen ist der NOK die zentrale Logistik-Drehscheibe im Norden und garantiert zehntausende Arbeitsplätze.

Die Instandsetzung des NOK zu einer modernen und sicher befahrbaren Wasserstraße muss weiter höchste Priorität haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Bei drei CSU-Verkehrsministern in Berlin war dieses Projekt stets „Stiefkind“. Erst die Initiative der SPD-Bundestagsfraktion „S.O.S. für den Nord-Ostsee-Kanal – der Norden steht auf!“ hat ab 2011 sichergestellt, dass die Finanzierung der notwendigen Milliardeninvestitionen für den Kanal im Bundeshaushalt abgedeckt ist. Dazu gehören der Neubau der fünften Schleusenkammer und eines Trockeninstandsetzungsdocks in Brunsbüttel, der Ersatz der kleinen Kieler Schleusen, die Begradigung der Oststrecke und neue Kanal-Fähren.

Wir werden weiter Druck machen, damit die Maßnahmen schnell umgesetzt werden und der Kanal als wichtige Wirtschafts- und Verkehrsroute eine Zukunft hat.

Als Abgeordneter aus der Region möchte ich noch einen anderen Aspekt betonen: Der NOK gilt schon seit vielen Jahren als touristische Attraktion. Die Besucherzahlen steigen stetig. Haben Sie schon einmal eine Tour auf dem Nord-Ostsee-Kanal-Radweg unternommen? Versuchen Sie es mal! Ich wünsche Ihnen schöne und erholsame Sommerferien!

 

Erschienen als „Bericht aus Berlin“ in der Eckernförder Zeitung am 26.06.2020 zur Fragestellung: „125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal:  Meine persönlichen Glückwünsche für das Geburtstagskind“