Mobile Plexiglasplatten in Zuschauerraum und Foyer bieten flexiblen Schutz für alle Beteiligten und lassen bis zu 21 der normalerweise 45 Plätze des Theaters besetzen – eine Quote, die kaum anderswo zu finden ist. Das Theater, das als gemeinnütziger Verein organisiert ist, weiß zu improvisieren, denn auch fernab der Krise muss es mit geringen Mitteln haushalten. Bei den Corona-Hilfen des Landes ist das Team, zu dem fünf geringfügig Beschäftigte gehören, laut Galia „durchs Raster gefallen“. Ihr Stück „Der Liftverweigerer“ konnte nach der Premiere im März nur noch einmal aufgeführt werden, Spenden haben dem Team durch die letzten Monate geholfen. Wir müssen aufpassen, dass die Landesregierung nach der Krise nicht versucht, durch Sparmaßnahmen bei kleinen Projekten und Institutionen im Kultur- wie auch im sozialen Bereich ihren Haushalt aufzubessern.
Zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs im Polnischen Theater hat sich das Kulturforum Schleswig-Holstein etwas Besonderes überlegt: Eine Spende über den Gegenwert der Platzkarten, die aufgrund der Hygiene-Regeln nicht verkauft werden dürfen. „Dies ist neben den 480 Euro für die freigebliebenen Plätze natürlich eher eine symbolische Unterstützung,“ so der Vorsitzende Wolfgang Röttgers. „Wir verbinden dies allerdings mit der Hoffnung, dass kulturinteressierte Menschen oder Institutionen es uns gleichtun und vielleicht, wenn sie es sich leisten wollen und können, einzelne zusätzliche Plätze oder auch Vorstellungen kaufen.“ Auf diese Weise will das Kulturforum in der nächsten Zeit auch weitere kleine Theater unterstützen.
Auf den 21 besetzten Plätzen der ersten Aufführung unter Corona-Bedingungen sitzen u. a. auch Özlem Ünsal und ich. „Der Liftverweigerer“, die Hauptfigur und der Name des Stücks zugleich, berührt, reißt mit und könnte kaum aktueller sein. Tadeusz Galia selbst zeigt in dem Ein-Mann-Stück, wie schwer es ist, von anderen isoliert zu leben, niemanden zum Reden zu haben. Eine Situation, die leider viele Menschen im Zuge der Corona-Pandemie erleben mussten oder weiterhin müssen. Da der Monolog des Liftverweigerers jedoch nicht ohne ein Schmunzeln und ein Fünkchen Ironie daherkommt, verlässt das Publikum den kleinen Saal beschwingt.
Ich wünsche dem Polnischen Theater einen erfolgreichen weiteren Spielbetrieb und allen anderen Theatern im Land ebenfalls einen guten Start!
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