Besuch der offenen Ganztagsschule Friedheim in Flensburg 

Die offene Ganztagsschule (OGATA) in Flensburg besteht aus einem Team von sechs hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, die alle eine sozialpädagogische Ausbildung absolviert haben, und drei FSJ-ler*innen. Zu Beginn des jeweiligen Halbjahres können die Eltern aus verschiedenen Modulen wählen, wie ihre Kinder betreut werden sollen. Ich habe mir die Einrichtung angesehen und bin mit dem Team ins Gespräch gekommen.

Bild: Team Rix

Die Module sind vielfältig, von Koch-und Backkursen über Kunst bis zu Sportangeboten wie Fußball oder Basketball ist alles dabei. Doch die Corona-Krise hat auch diese Einrichtung für einige Wochen lahm gelegt. Die sonst 120 Kinder, die teilweise von morgens um 7 Uhr bis abends um 18 Uhr hier sind, durften in der Anfangszeit nur sporadisch bis gar nicht mehr kommen. Inzwischen gibt es ein gut geregeltes Hygienekonzept, wie mir Remco Krüger mitteilte. Er ist Pädagogischer Koordinator der OGATA und fühlte sich von Beginn der Krise bis Anfang Juni von der Landesregierung allein gelassen: „Die Kommunikation seitens der Landesregierung Schleswig-Holstein an uns war sehr schlecht. Viele Informationen sind zu spät oder nicht klar an uns heran getragen worden.“

Die Beiträge für die Betreuung der Kinder, die für April und Mai ausgesetzt worden sind, seien im Juni wieder eingezogen worden, was zwar kurz zuvor angekündigt worden sei, das Angebot sei aber noch immer eingeschränkt gewesen. „Das hat manche Eltern wütend gemacht, und das kann ich auch verstehen. Die Eltern haben ansonsten viel Verständnis gezeigt, toll mit uns kooperiert und die Notplätze freigelassen. Sie sind für Kinder bestimmt, deren Eltern systemrelevante Berufe haben oder die unser Angebot dringender benötigen, weil sie zuhause nicht die Betreuung bekommen, die sie brauchen.“ Doch aufgrund der fehlenden Kommunikation habe das Verständnis mit der Zeit abgenommen. Er habe erwartet, dass sich die Landesregierung mit konkreten Regelungen an Einrichtungen wie seine gerichtet hätte und nicht jedem Träger die Verantwortung zuschreibe. „In anderen Bundesländern gab es da klare Strukturen und Vorgaben, so etwas hätten wir uns auch gewünscht.“

Aktuell werden wieder zwei der sonst drei bis vier Angebote täglich durchgeführt. Die Kinder sind in kleine Gruppen aufgeteilt und müssen auf dem Gelände Masken tragen, in den Räumen selbst können sie sich ohne aufhalten. Zu normalen Zeiten gehen etwa 22 Kinder in eine Klasse. Remco und ich sind uns einig: Kinder brauchen gleichaltrige Freunde und soziale Kontakte, daher unterstütze ich den Ansatz, die Klassen zwar zu trennen, den Kindern aber wieder in Kleingruppen Kontakt und gemeinsame Zeit zu ermöglichen.

Im Bundestag diskutieren wir seit einiger Zeit den Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Ich bin der Meinung, dass ein Anspruch zwar richtig und wichtig, allerdings nicht von heute auf morgen umsetzbar ist. Vor allem Personal und gut ausgebildete Fachkräfte fehlen, daher wäre ein solcher Anspruch mit den aktuellen, personellen Ressourcen gar nicht umsetzbar. Umso wichtiger ist es, in den nächsten Jahren genau diese Arbeitsplätze zu fördern, eine bessere Ausbildungsvergütung zu erreichen und attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dabei sind auch die Länder in der Pflicht, mehr Angebote und Plätze in den Berufsschulen zu schaffen und sichere Arbeitsplätze anzubieten.

Durch den Digitalpakt konnten schon viele Schüler*innen mit Tablets, Laptops oder Vergleichbarem ausgestattet werden, was das Arbeiten an Hausaufgaben überall möglich macht. Während der ersten Corona-Zeit haben Remco Krüger und seine Mitarbeiter*innen deshalb Online-Kurse und YouTube-Videos angeboten.

Bis 2025 soll es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule geben. Um diesen vorzubereiten, sollen schon in diesem Jahr 750 Millionen Euro in den beschleunigten Ganztagsaubau investiert werden. Die 750 Millionen sind Teil des jüngst beschlossenen Konjunkturpaketes der Bundesregierung, das für den Ganztagsausbau insgesamt zusätzliche 1,5 Milliarden Euro vorsieht. Die Länder können die ersten 750 Millionen Euro bereits in diesem Jahr für Planungs- und Baukosten für den Ganztag verwenden. Möglich sind aber auch Investitionen in Hygienemaßnahmen oder die Ausstattung mit Spiel- und Sportgeräten.