„Die Menschen haben Kulturhunger, sie wollen kommen“, so beschrieb es Jonas Kuhn, Leiter des Jüdischen Museums in Rendsburg, bei meinem gemeinsamen Besuch mit Wolfgang Röttgers vom Kulturforum Schleswig-Holstein vor Ort.
Nachdem das Jüdische und alle anderen Landesmuseen am 13. März schließen mussten, ging es am 19. Mai mit voller Kraft weiter. Nun mit digitalem Besuchermanagement zur Voranmeldung, mit Mund-Nasen-Schutz und Hygienekonzept. Kurz vor der Schließzeit hatten Jonas Kuhn und sein Team gerade die Eröffnung der neuen Sonderausstellung „Gerettet, aber nicht befreit“ gefeiert und diese vorerst „viel zu wenigen Menschen zeigen können“. Besucher*innen konnten die Ausstellung, die jetzt bis zum nächsten Sommer verlängert wurde, jedoch stattdessen online betreten. Die Sonderausstellung erzählt die Geschichten von Überlebenden der Shoah in Schleswig-Holstein anhand ihrer Biografien. Statt auf bedrückende Bilder zu setzen, hat Kuhns Team ein farbenfrohes und interaktives Erlebnis geschaffen, das jüdische Geschichte und jüdisches Leben kreativ und kurzweilig näher bringt. Die Ausstellung leistet einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur und schaut auch an Antisemitismus in der heutigen Zeit nicht vorbei.
In den nächsten Jahren wird auch die Dauerausstellung des Hauses eine Modernisierung erfahren. Inklusiv, barrierearm und vermittlungsorientiert, ohne dabei den wissenschaftlichen Anspruch zu vernachlässigen, will sich das Museum dann zeigen. Die aktuelle Sonderausstellung bietet hier bereits einen Vorgeschmack.
Wie Guido Wendt berichtete, befinden sich nicht nur das Jüdische Museum, sondern die gesamte Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen in einem Modernisierungsprozess, der auch durch Corona nicht pausiert. Die Stiftung arbeitet daran, mehr Angebote für junge Menschen und junge Familien zu schaffen, die laut Guido Wendt vermehrt in die Museen kommen, aber noch zu wenig auf sie zugeschnittene Formate vorfinden. Auch die Stiftung selbst hat ihre Organisationsstruktur neu aufgestellt und Methoden des Projektmanagements in ihre Arbeit integriert. „Dadurch waren wir trotz der Corona-Krise weiter arbeitsfähig“, so der Geschäftsführer. Auch wenn, wie ebenfalls zuletzt in den Medien zu lesen war, den Museen durch die Krise Einnahmen fehlen, zeigte sich Guido Wendt guter Dinge. In Kurzarbeit musste keine*r der 180 Mitarbeiter*innen. „Es sieht so aus, als ob wir mit einem blauen Auge davon kommen.“
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