Theater als Ort kultureller Bildung, Demokratie- und Empathieschulung – auch, aber nicht nur für Kinder und Jugendliche

Proben erlaubt, spielen verboten. Zumindest fast, denn Dr. Ute Lemm, Generalintendantin und Geschäftsführerin des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters, hat Wolfgang Röttgers vom Kulturforum Schleswig-Holstein und mir im Gespräch verraten, dass ihr Theater seit dem 30. November wieder Angebote für Schüler*innen bereithält.

Bild: Team Rix

Durch eine neue Landesverordnung können Kinder und Jugendliche auch in diesem Jahr ein Weihnachtsmärchen sehen – direkt in ihrem Klassenzimmer. Denn während erst ab Januar kohortenweise Schulklassen in die Spielstätten des Landestheater kommen können, besucht sie das Theater mit dem Krippenspiel „Ox & Esel“ in ihren Schulen.

Die leitende Theaterpädagogin Masae Nomura und ihr Team bieten zusätzlich Theaterworkshops für Schulklassen an und nutzen dabei die Stärken der spielerischen Auseinandersetzung mit großen Themen, zum Beispiel die eigene Identität und Zukunft. „Theaterpädagogisch lässt sich außerdem das aufgreifen, was gerade in einer Gruppe wichtig ist“, ergänzte Ute Lemm. Laut Lemm lernen Kinder und Jugendliche durch das Theater auch ganz unterschiedliche Lebenswelten und berufliche Perspektiven kennen, denn zu einem Stück gehört weit mehr als die Künstler*innen auf der Bühne. Bei den mobilen Produktionen begleitet ein Ton- und Technikteam die Darsteller*innen in die Aulen der Schulen. Fernab der Krise lässt sich auch im Theater selbst erfahren, wie viel Handarbeit zum Beispiel in einem Bühnenbild steckt.

Dass im Bereich Kinder- und Jugendtheater überhaupt wieder gespielt werden kann, unterstütze ich sehr, denn das Theater bietet Kindern und Jugendlichen wichtige Erfahrungen, zum Beispiel im Bereich Demokratiebildung oder der Schulung von Empathie. Masae Nomura und Ute Lemm berichteten mir, dass ihre Angebote von den Schulen auch in diesen Zeiten gern angenommen werden. Durch ein durchdachtes Hygienekonzept und gekürzte oder reduzierte Stückfassungen müssen sich Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen nicht um vermehrte Risiken sorgen.

Die anderen Sparten des Hauses, zum Beispiel das Musiktheater, Ballett, Schauspiel oder das Sinfonieorchester, erarbeiten zurzeit zwar neue Produktionen, können diese aber nicht vor Publikum spielen. Die Vorstellungen für den außerschulischen Bereich ruhen zunächst bis Ende Januar 2021. Diese Entscheidung haben das Theater Kiel, das Theater Lübeck und das Schleswig-Holsteinische Landestheater gemeinsam getroffen. „Die Theater brauchen einen Planungsvorlauf“, erklärte Ute Lemm, „aber auch das Publikum braucht ihn“. Das Landestheater bereitet sich zurzeit intensiv darauf vor, ebenjenes im nächsten Jahr wieder empfangen zu können.

Das Theater ist ein Begegnungsort. Es wäre fatal für unser gesellschaftliches Leben und Miteinander, würden Kommunen im nächsten Jahr an den Mitteln für Kultur und Theater sparen. In Gesprächen mit Vertreter*innen aus der Kommunalpolitik plädiere ich immer wieder dafür, hier zu verbindlichen Aussagen zu kommen. Wir brauchen das Theater, diesen Ort, an dem wir miteinander in einen Dialog treten und Gemeinschaftserfahrungen erleben können. Und ich bin überzeugt, dass Besucher*innen im nächsten Jahr den Weg zurück in die Spielstätten finden werden.